13.10.22 Aufstieg zum Basislager auf 4800 m
Puuh die Nacht war ganz schön frostig mit Minus 5 Grad. Es gab wieder Tee zum auftauen am Zelt und dann gab's lecker Frühstück mit Ei. Da duschen, Haare waschen usw. überbewertet werden, kam nun das Thema Trockenshampoo auf den Tisch. Richi wurde als Versuchskaninchen benutzt und er war begeistert. Zähne wurden in der Pampa geputzt. Das Klozelt kam nicht so gut an, da wurde dann doch das Steinhaus mit Stehbalken und Haltestein wegen der Treffsicherheit bevorzugt. Alle freuen sich, dass wir heute Gabi wieder unterwegs einsammeln werden und sind gespannt, was sie von ihrer Tour zur berichten hat. Bevor es aber soweit ist, müssen wir erst mal wieder einen Pass bewältigen, der auch wieder über 5000 m hoch liegt.
Am Pass haben wir uns in 2 Gruppen aufgeteilt. Es war ganz schön windig und kalt oben und wir versuchten, schnellstmöglich auf die windgeschützte Seite zu kommen. Richi lief ein Geröllfeld hinunter, um Gabi in Empfang zu nehmen und Ingrid, Wiebke und ich wanderten auf der anderen Seite über ein Geröllfeld hinab, bis wir auf die Straße stießen. Wir legten eine kurze Pause ein und schon war die Gabi am Start. Mit viel Freude berichtete Sie von Ihrem Abenteuer.
Gabis Extra Tour ging an diesem Tag zum Gletscher xxx. Heime führte sie sicher und mit unterhaltsamen Fremdenführer-Wissen auf die Höhe von xxx was immerhin höher als der Mont Blanc ist. In einer der verbliebenen Gletscherhöhle wurden tolle Fotos gemacht und den Abstieg ließen sie langsam angehen.
Am frühen Nachmittag erreichten sie mit dem Auto Gabis heutige Unterkunft. Was für eine Überraschung, Heimes Familie bewirtschaftete eine eigene Touristen-Unterkunft. Einzelzimmer, warme Dusche, Cerveza waren schon großartig.
Marie-Sol, Heimes Frau, zeigte Gabi und zwei weiteren Pärchen, wie Cinoa gemahlen und von schädlichen Inhaltsstoffen getrennt wird. Mit viel Muskelkraft wurde auf einer Steinplatte mit einem "Wiegestein" gemahlen und anschließend in unzähligen Waschungen die Cinoa gereinigt.
Doch das absolute Highlight war dann das Fotoshooting in der traditionellen Kleidung der Bolivianos. Alle wurden eingekleidet und mit dem Huayna Portosí (Berg) als Hintergrund wurden viele tolle Fotos geschossen. Wir wissen jetzt also, was sich unter den vielen Röcken verbirgt - weitere warme Röcke.
Leckeres Abendessen gab's auch für Gabi. Ihre Nacht war sogar um ca. 18 Grad wärmer als unsere.
Gabi kam heute wieder zu uns. Mit dem Auto brachte Heime sie zu unserem Treffpunkt. Wir konnten gemeinsame Mittagspause machen und dann zum Basislager laufen.
In der Hütte verabschiedeten wir uns von den Guides Dennis und Heime, die uns sicher bis hierher begleitet haben.
Etwas emotional wurde die Verabschiedung von Heime für Gabi. Sie hat sich aus gutem Grund entschieden die Besteigung des Huayna Potosí nicht anzugehen.
An dieser Stelle verabschiedete sie sich dankbar bei ihrem tollen Privat-Guide Heime.
Trotz des Sturz am ersten Tag, ihrem etwas lediertem Knie und der Atemnot ist sie stolz, dank Richis Tourenplan und Heimes Begleitung, überhaupt so weit gekommen zu sein. Erschöpfung und Erleichterung ließen einige Tränen rollen. Solidarisch empathisch schlossen sich einige Mädels gleich an.
Wir werden Heime noch einmal wiedersehen, er wird dann Wiebke als Privat-Guide auf den Gipfel begleiten.
Wir freuten uns alle für Gabi und dann ging es gemeinsam auf der anderen Seite des Passes wieder hinab. Einen richtigen Weg gab es nicht, den musste man sich selbst suchen, war aber völlig ok. Unten angekommen, fuhr schon das Mittagessen vor und Alberto und Lourdes richteten wieder ein tolles Plätzchen an einem kleinen Bach her, ein bisl windgeschützt, einfach herrlich. Es gab Spaghetti mit Tomatensoße, einfach lecker. Bei der Ankunft sind dann bei dem einen oder anderen ein paar Tränchen der Erschöpfung gekullert. Aber nach ein paar Gruppenkuscheleinheiten und dem leckeren Essen war alles wieder gut.
Bei der Wegbeschreibung benutzt Richi häufig das Wort "wellig". Da das aber in den seltensten Fällen mit unserer Vorstellung von wellig übereinstimmt, ist für uns von nun an "wellig" das neue "Jaja". Nach dem Mittagessen ging es für uns noch "wellig" weiter bis zur Hütte. Ein paar nutzten die Möglichkeit, mit dem Auto zum Ziel zu fahren, was allerdings länger und abenteuerlicher war, als unser welliger Weg durch die Pampa.
An der Hütte angekommen, bezogen wir unsere Zimmer und trafen uns in unserem Aufenthaltsraum. Hmmm, hier war es kälter als in unseren anderen Lagern und wir saßen in Daunenjacke, Mütze und Wolldecke eingemummelt. Plötzlich eröffnet uns Richi die Möglichkeit zu duschen und das auch noch warm, man glaubt es kaum. Der Preis spielte keine Rolle, die meisten sagten sofort "ja". Das warme Wasser kam wieder, wie aus anderen Ländern gewohnt aus einem Duschkopf des Todes, bei dem die Stromkabel direkt daneben zusammen geknüddelt sind. Aber es ist unfassbar wie man so eben auch die einfachen Dinge wieder zu schätzen lernt. Genauso wie ein Klo im Haus und nicht auf dem Hof, und dann auch noch mit Spülung, wo ich nicht erst noch einen Eimer Wasser holen muss. Oder eine warme Wohnung, in der man nicht mit Daunenjacke, Mütze und Handschuhe am Tisch sitzt.
Spaß haben wir trotzdem, auch wenn es wieder aufgrund der Höhe kleine Aussetzer gibt und Wiebke schon von "Gipfelschnippchen" träumt, statt von Gipfelschnittchen mit denen uns Lourdes oben empfängt. Gabi hat für sich beschlossen, dass für sie im Hochlager Schluss ist, und das ist völlig ok.
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